Medizinische Soforthilfe

 

Die Arbeit der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung ist nach Inkrafttreten des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul Konvention) im Februar 2018 mit dem Artikel 25 nun auch völkerrechtlich untermauert. Dort verpflichten sich alle Mitgliedsstaaten diskriminierungsfrei medizinische, rechtsmedizinische und psychosoziale Versorgung für Betroffene nach sexualisierter Gewalt sicherzustellen. Mit der Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung setzt der Frauennotruf Marburg e.V. diese Standards seit 2017 um. Das Projekt schließt in Marburg und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf eine bundesweite Versorgungslücke, welche den juristischen und den medizinischen Bereich von einander entkoppelt.

Viele Frauen vermeiden nach einer Vergewaltigung den Weg ins Krankenhaus. Sie befürchten, dass mit dem Besuch einer Klinik automatisch eine Strafanzeige bei der Polizei einhergeht. Vor dem Hintergrund, dass die meisten betroffenen Frauen den Täter kennen und zudem Anzeige und Gerichtsverfahren oft eine extrem hohe Belastung für die Betroffenen darstellen, sind viele Frauen dementsprechend zögerlich. Das Projekt bietet in Kooperation mit dem UKGM einen niedrigschwelligen Zugang zu medizinischer Notfallbehandlung nach einer Vergewaltigung, ohne dass eine Strafanzeige bei der Polizei erstattet werden muss. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit einer vertraulichen und rechtssicheren Spurensicherung. Die gesicherten Spuren werden dann ein Jahr in der Rechtsmedizin Gießen eingelagert. Das nimmt Betroffenen den Druck, sich sofort bezüglich einer Anzeige entscheiden zu müssen und erhöht gleichzeitig im Falle einer Anzeige die Wahrscheinlichkeit einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft, da ggf. Beweise, beispielsweise in Form von DNA- Spuren für ein Gerichtsverfahren vorliegen. Der dritte Baustein des Projekts stellt die psychosoziale Versorgung dar. Die Frauen werden vor Ort an unsere Beratungsstelle weiterverwiesen, auf Wunsch melden wir uns auch aktiv bei den Betroffenen.

Ziel ist des Projekts ist es, eine Versorgungsstrukturen zu schaffen, die vergewaltigten Frauen die Zugangswege zu einer guten medizinischen Versorgung und auf Wunsch zu einer Befundsicherung erleichtern und ihnen die Handlungsmacht, eigene Entscheidungen zu treffen, überlässt. Durch die enge Vernetzung mit dem UKGM, niedergelassenen Praxen, der Rechtsmedizin, dem Gesundheitsamt Marburg, Politik und dem Hilfesystem arbeitet der Frauennotruf Marburg e.V. ständig daran, Hürden der Inanspruchnahme auch für Frauen mit wenigen oder keinen Deutschkenntnissen und Frauen mit Behinderung abzubauen.

Durch regelmäßige Schulungen der Ärztinnen und Ärzte sowie des Pflegepersonals am Universitätsklinikum stellen wir eine kompetente und sensible Durchführung der medizinischen Versorgung und der Spurensicherung sicher

Informationen zum genauen Vorgehen finden Sie hier.
Den barrierefreien Projekt-Flyer finden Sie hier.

 

 

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